Allgemeines zum OB 05:
Dieser Tischfernsprecher OB 05 (Foto 1) ist mit
einem Wecker und einer Induktionsspule ausgestattet gewesen. Der Wecker besitzt eine
Glockenschale und zwei Klöppel. Die Induktionsspule ist älterer Bauart (Primär 1 Ohm,
300 Windungen; Sekundär 200 Ohm, 5300 Windungen) und somit natürlich vorgesehen für den
Ortsbatteriebetrieb und die Verwendung einer OB-Sprechkapsel mit geringem Widerstand
(12-23 Ohm bzw. 20-60 Ohm bei OB 41).
Unter der Grundplatte, abgedeckt mit einer über zwei Metallleisten fixierten
Metallplatte, befinden sich die Klemmleisten für die Anschluss- und die
Handapparateschnur.
Der abgebildete Fernsprechapparat ist nicht mein Eigentum. Er sollte von mir so
hergerichtet werden, dass der Eigentümer damit Gespräche annehmen und führen kann.
Somit ist ein Eingriff in das technische Innenleben des Apparates unumgänglich. Dadurch
wird die Originalität beeinflusst, da alle wichtigen Bauteile ergänzt bzw. ersetzt
werden müssen: Kondensator, Induktionsspule, Mikrofonkapsel für ZB-Betrieb (höhere
Widerstände als OB-Kapseln). Diese Baureihe war zwar schon für den Einsatz in ZB-Netzen
konzipiert. So wurde dies durch den Einbau eines Kondensators u. a. möglich. Der Betrieb
im heutigen modernen Netz ist ohne die genannten Umbauten jedoch nur eingeschränkt
möglich.
"Problem" Induktionsspule/Übertrager
In modernen Netzen ist die Mikrofonspeisung über
die Primärwicklung der Induktionsspule älterer Bauart (Foto 2) nicht möglich. Deshalb
ist ein Übertrager z. B. aus einem W48 einzusetzen, zumal ja auch ein ZB-Mikrofon
einzubauen ist, um diesen OB 05 wie gewünscht betriebsfähig herzurichten. Im
historischen OB-Betrieb bilden die Ortsbatterie, das Mikrofon, die Primärwicklung der
I-Spule und der Gabelumschalter den Mikrofonstromkreis, auch Ortsstromkreis genannt. Der
Fernhörer liegt durch Verwendung einer Induktionsspule ständig in der Leitung, wird
dabei jedoch nicht vom Strom der Ortsbatterie durchflossen. Dieses wird schließlich durch
die Einschaltung der Spule in den Ortsstromkreis verhindert. Wird nun bei geschlossenem
Gabelumschalter gesprochen (HA abgenommen), verändert das Mikrofon seine Widerstände, es
kommt zu Gleichstromschwankungen. Diese werden nun von der Primärwicklung (P) in die
Sekundärwicklung (S) "induziert", d.h. hineingeführt oder generiert. Das
wiederum bedeutet: Im OB-Betrieb erhöht die Induktionsspule die Spannung, da die
Teilnehmerbatterie mit ihren ca. 2 V nicht ausreicht, Leitungsverluste auszugleichen und
somit eine vernünftige Verständigung der Teilnehmer miteinander zu erreichen.
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Im ZB-Betrieb bzw. im W-Betrieb arbeitet die Zentralbatterie jedoch mit 24 V bzw. mit 60
V. Die notwendige Spannung steht somit an und gewährleistet die Sprechverständigung.
Mithin übernimmt die Induktionsspule (Übertrager) hier Schaltfunktionen, die
Wicklungswindungen von P und S sind an den ZB/W-Betrieb angepasst. Auch ihre Bezeichnung
verändert sich: aus Induktionsspule wird Übertrager (DIN)/Sprechübertrager/Sprechspule.
Allerdings sind hier Präzisierungen hinsichtlich des Gebrauchs dieser Begriffe in der
Literatur vorzunehmen. Die deutsche Post (DDR) verwendete meines Wissens ausschließlich
den Begriff "Induktionsspule", nach der DIN-Vorschrift ist der Begriff
"Übertrager" zu benutzen.
"Problem" Rufstrom - Läuten des Weckers
Ursprünglich rief man in OB-Netzen mit Hilfe des
Kurbelinduktors die Vermittlung. Dabei wurde am Apparat die Kurbel gedreht, Wechselstrom
wurde erzeugt und der "Ruf" ging an das "Amt". Dort fiel eine Klappe,
die Anrufklappe am Vermittlungsschrank, und die vom Teilnehmer gewünschte Verbindung
wurde mittels Schnüren manuell hergestellt. War das Gespräch beendet, wurde dieses dem
Amt durch kurzes Drehen am Kurbelinduktor signalisiert. Die Verbindung wurde manuell
getrennt, die Klappe zurückgestellt, die Gesprächsgebühr auf einer Zählkarte vermerkt.
Für diese Betriebsform wurde zunächst kein Kondensator im Tischfernsprecher des
Teilnehmers benötigt.
Mit Einführung von selbsttätigen Schlusszeichen in den
ZB-Ämtern (Zentralbatterieämtern) wurde der
Kondensator erforderlich.
Im heutigen Betrieb darf man den Kurbelinduktor zum Rufen im öffentlichen Netz natürlich
nicht mehr benutzen. Somit ist für den ordnungsgemäßen Betrieb ein Kondensator als
Weckerbrücke in den Stromlauf dieses OB-Fernsprechers einzuschalten.
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"Problem" Spulenschäden im Fernhörer des Handapparates
Wie auf dem Foto 4 erkennbar, weist das Fernhörersystem Schäden am Spulensystem auf. Auch mit dem "modernen" Übertrager ist die
Hörerlautstärke somit mehr als unbefriedigend und nicht für den alltäglichen Einsatz
geeignet. Man versteht zwar bei guter Konzentration leidlich den Inhalt der gesprochenen
Nachricht, allerdings darf es dann so gut wie keine Umgebungsgeräusche geben.
Ich habe
schließlich das komplette Innenleben dieses Fernhörers gegen ein intaktes System
getauscht. Dieses stellt in Bezug auf die Montage kein großes Problem dar. Einzig die
haarfeinen Wicklungsenden, die an den Lötstiften angelötet sind, müssen mit Vorsicht
behandelt werden. Nach dem Lösen aller Schrauben sollte man das gesamte System sehr
vorsichtig aus dem Fernhörer herausheben und dabei wie gesagt besonderes Augenmerk dieser
beschriebenen "Schwachstelle" widmen. Auf der
Fotoseite zu diesem
Fernsprecher ist das System im Detail dargestellt.
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Zusammenfassung des "Umbaus":
Der Stromlaufplan/die Verdrahtung entspricht nun im
wesentlichen dem/der eines W48 Fernsprechers ohne Anschlussmöglichkeit für einen
Nummernschalter. Eingebaut wurde eine Kondensator und ein Übertrager, wie diese auch in
einem W48 Verwendung finden würden. Die vorhandene Induktionsspule älterer Bauart wurde
selbstverständlich im Gerät belassen. Die daran befindliche ursprüngliche Verdrahtung
an S und P wurde gelöst (die Aderenden sind geschraubt, nicht angelötet) und mit den
entsprechenden Lötfähnchen des hinzugefügten Übertragers verbunden. Am Gabelumschalter
und seiner Verdrahtung wurden keinerlei Veränderungen vorgenommen. Der Wecker musste
gereinigt und justiert werden. Diese beschriebenen Veränderungen können ohne Probleme
wieder rückgängig gemacht werden, so dass der Originalzustand wiederherstellbar ist.
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Abbildung 1:
Dieser Tischfernsprecher OB 05 stammt aus dem Jahr 1907. Hersteller: Deutsche Telefon
Werke
Prägung:
Nr. 34421 vom 22.10.07 - Dt.Tel.Werke G.m.b.H.
(Die Prägung ist auf der hölzernen Abdeckplatte außen unterhalb des Gabelfußes zu
finden; gegenüber befindet sich auf der anderen Seite das Messingschilderrähmchen. Die
Prägung ist nicht eingefärbt, so dass ggf. eine Lupe und gutes Licht notwendig sind, um
sie lesen zu können. Unterhalb des Schriftzuges "Dt.Tel.Werke" scheint
eine stilisierte Krone eingeprägt zu sein. Ohne Gewähr!

Abbildung 2:
Bei angenommenem Metallgehäuse sieht man die
Induktionsspule älterer Bauart mit Holzklötzchen an beiden Stirnseiten. Ganz schwach ist
die Prägung außen auf dem Holzklötzchen an der linken Seite zu erahnen:
(Sekundärwicklung) links oben; (Primärwicklung) links unten. Darüber der Wecker für
den OB 05 mit einer Glockenschale und zwei Klöppeln.
Die Induktionsspule besitzt hier einen Eisenkern bestehend aus einem Bündel geglühter
Eisendrähte. Spätere Induktionsspulen/Übertrager besitzen einen Rahmenkern, der somit
ein stärkeres magnetisches Feld erzeugt. Dadurch konnte auch eine kompaktere Bauweise
erzielt werden, ohne die Wirkung der Spule zu verringern. Die oben abgebildete Spule ist
deutlich länger als ein Übertrager aus einem W48.

Abbildung 3:
Der Handapparat ist weitgehend komplett. Allerdings offenbart sich dann nach dem
Abschrauben der Hörmuschel der Schaden an den Spulen. Die Drahtverbindung zwischen ihnen
ist irreparabel beschädigt (s. Foto 4 auf dieser Seite und Foto Nr. 5 auf der
Fotoseite zu diesem OB
05.)

Abbildung 4:
Nur die obere Spule ist mit ihren noch vorhandenen Wicklungsenden an den beiden
Lötstiften angelötet. Die untere Spule hat keine Funktion. Ihr Wicklungsende, das sonst
mit der anderen Spule verbunden ist, ist herausgerissen worden.
Der Aufdruck, 2x100 Ohm, lässt auf einen Handapparat M03 schließen. Wie bereits erwähnt
besitzt der ZB06 2x30 Ohm.
Die Schrauben, die das System im Messinggehäuse halten, sind oben auf diesem Gehäuse
durch spezielle Muttern (Messing, vernickelt) gesichert. |